20 Jahre „Don Quijote“ für den Radverkehr
Jo Schaefer hat die Führung des ADFC-Kreisverbandes Koblenz/Untermosel an Nachfolger übergeben. Eine kleine Bilanz seines Wirkens.
KOBLENZ/REGION. Es gab eine Zeit, gar nicht so lange her, da waren Radförderung und Verkehrswende noch Fremdwörter. Es gab weder Radverkehrsbeauftragte bei Städten und Kommunen noch Fördertöpfe. Das Fahrrad war ein Freizeitspaß und spielte im Verkehrskonzept die „zweite Geige“. Auch in Koblenz und in der Region war das so –- durch Umfragen wie den „Fahrradklimatest“ eindrucksvoll belegt.
Dass sich trotzdem was bewegt hat, lag an engagierten Menschen, die zum Beispiel im Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) organisiert sind und „Zeit“ hatten. Der Koblenzer Karl-Josef „Jo“ Schaefer (80) hat sich dieser Sache seit 2001 angenommen. „Ich wollte in meiner Freizeit nur mit Gleichgesinnten ein bisschen mehr Rad fahren und das auch unterstützend organisieren“, sagt er schmunzelnd. Schnell hatte Schaefer aber alle Hände voll zu tun, denn er wurde noch in dem Jahr ADFC Kreisverbandssprecher. Das war ein Fulltimejob. Fast jede Baumaßnahme, die den Radverkehr tangiert, bekam er mit der Bitte zur Beurteilung aus Sicht der Radler. Und er hat diese – manchmal zum Leid des Absenders – auch aus anderen Perspektiven beurteilt. Zum Beispiel, ob das technisch und kostenmäßig überhaupt sinnvoll ist.
Der Ingenieur überschlägt, was er in 20 Jahren als Chef des Kreisverbandes Koblenz/Untermosel – das umfasst den früheren Regierungsbezirk Koblenz, also bis nach Altenkirchen – gemacht hat: Die vielen Hundert Anfragen von Städten, Gemeinden, Unternehmen, Privatpersonen, Vereinen und Verbänden wurden, wenn immer die Kapazität reichte, bearbeitet, rund 500 Programmpunkte wie Feierabendtouren, Radwanderungen, Vorträge, Aktionstage organsiert, geschätzte 1000 Rad-Codierungen zur Fahrraddiebstahlsprävention vorgenommen, Fachflyer zur Radfahrthemen erstellt regelmäßig Presseanfragen von Zeitung, Radio und TV beantwortet, an 200 Sitzungen in Koblenz, auf Landes- und Bundesebene teilgenommen.
Zahlreiche Konzepte, wie das Low-Cost Konzept „Fahrradfreundliches Koblenz“, hat Schaefer in den Jahren erarbeitet, teils aus eigener Motivation, teils auf Bitte von Städten/Gemeinden, Arbeitsgemeinschaften und Initiativen. Dabei ging es etwa um Radwegeführungen, Radweggestaltungen, Lückenschlüsse in Radrouten, Entschärfung von Gefahrenpunkten, Radwegbeschilderungen, Fahrradmitnahme in Bus- und Bahn. Auch die „Zentrale-Nord-Süd-Radroute durch Koblenz – die jetzt mit der dem Umbau der Casinostraße als Fahrradstraße ein Stück mehr realisiert wird – geht in vielen Punkten auf seine Ausarbeitung aus 2011 zurück.
Aber nicht alles konnte er nach seiner Vorstellung mitgestalten. Jo Schaefer sitzt an seinem 27 Zoll Monitor und hat noch mal die Pläne Für die Sanierung der Balduinbrücke aus dem Jahr 2011 aufgerufen. „Ich hatte fünf Vorschläge für die Aufteilung des für alle Verkehrsströme zu knapp bemessenen Verkehrsraumes im Brückenbereich gemacht, mit einer Punkteskala bewertet und aus seiner Sicht eine zukunftsträchtige Empfehlung im Sinne aller Verkehrsteilnehmer, also Fußgänger, Rad- und Autofahrern, Bus- und Lastverkehrs, ausgesprochen.“ Welches Konzept wurde umgesetzt? Der Koblenzer schmunzelt: „Keiner der Top 3-Lösungen, denn das Festhalten an dem Bisherigen war übermächtig. Aber jetzt denkt man über Vorschläge nach, die ich damals gemacht habe, etwa den Schwerverkehr nur in einer Richtung zuzulassen oder den Lastverkehr generell über die Europabrücke umzuleiten.“ Erkenntnis aus der langjährigen Tätigkeit; Manches braucht halt seine Zeit – und eine zweite und dritte Chance.
Der 80-Jährige ist froh, dass er seinen Job nun an einen Jüngeren übergeben konnte. Beschäftigung hat er noch genug – im Haus und Garten. Und Rad fährt er natürlich weiter – auch wenn es jetzt bevorzugt ein Pedelec ist. Außerdem hat er noch ein anderes Hobby: Er ist Mitglied im Modelbauverein MCL Bad Ems. Dem-ADFC-Kreisverband bleibt er natürlich weiterhin treu verbunden. „Meinem Nachfolger Gerd Engel und seinem Vorstandsteam wünsche ich alles Gute und stets ein glückliches Händchen bei allen Radverkehrsentscheidungen.“